(unsere) aktuellen Jurten-Arten

Bisher entwickelte JURTENARTEN

Mein Low-Cost-Rundbau-Forschungsprojekt begann etwa 1998, Vorstudien und einzelne Experimente reichen aber schon Jahrzehnte weiter zurück. Von Anfang an fühlte ich das große Bedürfnis, aus der starren und kantigen Rechteckform auszubrechen. Rundformen finde ich weitaus heimeliger, angenehmer, ästhetischer und natürlicher, und es stellte sich rasch heraus, dass sie sogar viel einfacher zu bauen sind als die landschaftsfremden, auf mich häufig kalt und abweisend wirkenden Rechteckbauten.
Das den Jurten zugrunde liegende Bauprinzip wird seit Buckminster Fuller „Spannungsintegrität“ genannt („Tensegrity“ – alles ist nur gelenk-artig miteinander verbunden und wird oft allein durch Verspannung  zusammengehalten – analog zur Wechselwirkung von Skelett und Muskulatur). Dieses Bauprinzip macht alles bedeutend materialsparender/kostengünstiger und dennoch weitaus sturmfester und erdbeben- bzw. gegen Verwerfungen sicherer als die Rechteckbauten aus meist starrem Material (Ziegel, Beton…).
Und wie ich herausfinden konnte, lassen sich selbst lasttragende, erdbedeckte Jurtenformen ohne weiteres ganz aus Holz machen, das am Ende seiner Tage wieder in den Kreislauf des Lebens zurückkehrt!!! Es gibt für mich keinen triftigen Grund mehr, Wohnbauten energieintensiv und industrieabhängig aus Beton und Backstein zu bauen. Nicht einmal für trockene Länder, seitdem Nader Khalili die geniale Wurst- oder Sandsack-Bauweise erfunden hat!…
Die Entwicklung meiner Low-Cost-Rundbau-Forschung verlief etwa in der unten stehenden Reihenfolge, abgesehen von laufenden Detailentwicklungen und der zweistöckigen Jurte, mit der im Jahr 2000 eigentlich alles begann…
Hier nun einige Beispiele zu den bisher erprobten Varianten:

1.) Sommer-Jurte (ohne Isolation)

summer-yurtEinfach und rasch aufzustellen. Besonders stabile Ausfertigung des Scherengitters aus Eschenholz oder mit leichtem und praktischem Bambus-Gerüst sowie einem Lichtring aus unzerbrechlichem PE-Rohr.
Das ganze Material kann problemlos am Gepäckträger eines PKW transportiert werden.
Einsatzgebiet: Veranstaltungen aller Art, Lagerraum, Berg-, Wald- etc. und Baujurte, Camping…

2.) Dämmplatten-Jurte

Hemp-yurt100% wohn- und wintertauglich, beschränkt mobil (mehrere Tage Ab- und Aufbau-Zeit)- vorzugsweise bisher mit Hanfplattendämmung. Die Wand wird durch ein Bambus- oder Holzspanten-Scherengitter in Kombination mit sog. „Stehern“ getragen. Bei späteren Jurten ließ sich das Scherengitter durch eine verbesserte Steher- und Verspannungs-Konstruktion (innen und außen) ersetzen.
Ausgehend von dieser (baurechtlich noch zelt-artigen) Bauweise lässt sich auch die Baum- und (schwimmende) Wasser-Jurte ableiten…

3.) Strohballen-Jurte

strawbale-yurtstationär, hervorragend schall- und wärmeisolierend, „Passiv-Energie-Gebäude“), ein- oder mehrstöckig und mit textiler Einkleidung und/oder Lehm-Kalk-Putz außen. Innen nur Lehmputz als unumgänglicher  Feuerschutz. Kleine Warnung: Schon bei der Ernte und erst recht beim Einbau von Strohballen müssen viele Faktoren sehr genau beachtet werden, was die Beschaffung schwierig und oft teuer macht, sowie den Lernprozess und die Bauzeit länger…

4.) Fest ummantelte Jurte

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Sie ist überall dort zweckmäßig, wo ein rauer Umgang mit der Jurte zu erwarten ist, also primär im öffentlichen Bereich. So leistet die unten abgebildete Jurte in einem Kindergarten in Wien ihren Dienst. Sie ist außen mit Lärchenbrettern ummantelt und innen mit Lehmputz versehen (auf Schilfplatten als Putzträger).

5.) Schilf-Platten-Jurte

Schilfplatten-JurteSie lässt sich besonders leicht und rasch bauen, ist beschränkt mobil und zwischen die Schilfplatten-Dämmung lässt (obwohl wandseitig gar nicht unbedingt nötig) auch eine Schütt-Dämmung einbringen (Isozell bzw. bevorzugt Rindenschrott oder – wo auftreibbar – duftende Kakaoschalen…) Ein weiterer großer Vorteil: Ob vorläufig oder überhaupt – sie muss gar nicht unbedingt weiter eingekleidet oder verputzt werden. Schilf ist – seit der Mensch das Bauen erfunden hat – einer der am meisten verbreiteten und besten Baustoffe mit vielen wertvollen Eigenschaften! Die Teichbinse oder Chinaschilf sind aber auch recht geeignete Kandidaten…
Schilfplatten-Jurten eignen sich ebenfalls als Baum- oder Wasser-Jurten…

6.) Erd-Jurte

Erd-Jurte
(inspiriert u.a. von den Bauten der Mandan-Indianer.) Von der Erd-Jurte ist nach Fertigstellung nur noch ein mit Blumen und
Gräsern bedeckter Hügel in der Landschaft sichtbar. Ich nenne sie auch gerne „bewohnbare Hügelbeete“, die in der kalten Jahreszeit sogar noch von unten beheizt werden, wovon eines von mir (noch unfertig, im Dach gedämmt mit Pilz-Mycel – siehe Bild) zudem in einem 240qm-Gewächshaus in Slowenien steht. Sie bewährt sich zudem hervorragend in den heißen Sommermonaten oder in südlichen (z.B. mediterranen) Ländern, sofern es genug Wasser gibt, dessen langsame Verdunstung am Gründach kühlend auf den Raum darunter einwirkt.

7.) Gründach-Jurte

greenroof-yurtSie ist mit der Erd-Jurte nahe verwandt. Im vorliegenden Bild zudem mit Strohballen-Wänden – als ein gutes Beispiel dafür, wie außerordentlich variationsreich die Jurtenbauweisen sein können, was dadurch besonders erleichtert wird, dass deren Vorstellungsbild von vornherein stark mit „luftig, leicht, flexibel..“ verknüpft ist -anders als bei fast allen herkömmlichen Bauweisen, wo man von einer möglichst festen und meist schweren Konstruktion ausgeht. Die Erd-, Gründach- und Strohballen-Jurten vereinigen auf besondere Weise beides in sich…

8.) Flechtwerk-Bambusdom

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In einem thailändischen Wald-Tempel-Bezirk („Wat“) habe ich 2012 einen Bereich mit großen Natursteinen genutzt und deren Zwischenräume mit weiteren Steinen und Lehm ausgefüllt,um eine
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Wand zu formen. Dann hat mich einer der Thais gelehrt, Bambus so zu präparieren, dass er sich zu einem 20 qm großen „umgekehrten Korb“ für den Dachaufbau formen lässt. Der dortige rote Lehm lässt sich gut mit Zement kombinieren, womit wir den Bambuskorb ummantelt haben, sodann kam eine reine Zementschicht darüber und zum Schluss eine 10cm-Erdschicht und Rasenziegel. Rechts das Ergebnis, und auf ähnliche Weise geht es auch in europäischen Breiten, den dafür geeigneten Bambus gibt es auch bei uns und es lassen sich damit ohne weiteres z.B. 50qm überspannende Gewölbe herstellen…

9.) Natur-Pur-Jurte

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Über sie bin ich besonders glücklich! Sowohl die Wand wie das Dach besteht aus losem SCHILF statt Polyplan. Fast alle Materialien wurde direkt der Natur entnommen.
Das einzig noch verbleibende Element aus industriell gefertigtem Material ist die aufblasbare Kuppel aus Klarsicht-PU- Folie (Eigenentwicklung), die bei Bedarf auch durch Glas ersetzt werden kann.   Beispielgebend ist der praktisch nicht mehr zu unterbietende Ökologische Fußabdruck, insbesondere wenn die Materialien direkt vor Ort geerntet werden (Schilf, Getreidestroh, Elefantengras…). Diese Bauweise ist wirtschaftlich krisenfest, denn sie kann fast ohne Geld und dennoch voll funktionsfähig gebaut werden und obendrein wunderschön!

10.) Hochmobile Wohnjurte

high-mobile-yurtVoll isoliert und dennoch leicht umsetzbar (im Fachjargon: „Fliegende Bauten“)! Sie ist sehr leicht und hat zerlegt auf einem PKW-Anhänger (140x250cm) Platz. Das Dämm-Material besteht aus Schafwolle, die für den Transport ausreichend komprimiert werden kann oder aus Hochleistungs-Isolationsplatten (U-Wert 0,007!). Da es sich hier eindeutig um eine Zelt-Bauweise handelt, bietet sie auch bau-rechtlich bessere Möglichkeiten.

11.) Erd-Dom, zugleich „Yurt-Dome“ oder „Yome“

Der „Flechtwerk-Bambusdom“ (Pkt 8) lässt sich mangels am geeigneten Bambus-Material nicht so leicht auf eurpäische Verhältnisse übertragen. Außerdem, wer sagt, dass die Bauweise so massiv sein muß (wie all das, was ich bisher im Internet dazu gefunden habe)? Die Membran-Bauweise bietet dem gegenüber noch weitgehend unausgeschöpfte Möglichkeiten…
Die Idee ist eine logische Weiterentwicklung aus Elementen der Gründach-Jurte und Dom-Bauweise. Denn die krumme Wand z.B. geodätischer Dome sind zum Wohnen nicht gut geeignet, was sich ändert, wenn es innerhalb des Gewölbes noch eine leichte, gerade Wand gibt. Außen kann das Gewölbe mit Leicht-Erde-Substrat bedeckt und dieses bepflanzt werden (und sogar die Innenwand lässt bei passender Architektur – bei mehr Licht von oben – eine üppige Bepflanzung zu…) Die eine entscheidende Neuerung ist der Wand-Dach-Aufbau nach dem Prinzip der VERIKALEN GÄRTEN, bei deren Entwicklung sich insbesondere Patrick Blanc große Verdienste erworben hat (www.verticalgardenpatrickblanc.com/). Während aber Patric Blanc normale Hausfassaden begrünt und damit die trostlos-tote Stadtarchitektur zu tatsächlichem LEBEN erweckt, lassen sich mit der Membran-Bauweise wunderbare andere Möglichkeiten ausschöpfen! Mit am wichtigsten war für mich die Entdeckung, dass die als „Unterspannbahn“ im normalen Ziegeldachbau verwendeten Membranen sich hier sehr gut bewähren! Ansonsten würde diese Bauweise die Menschen dazu verurteilen, quasi im „Plastiksack“ zu wohnen. Bei den „Unterspannbahnen“ handelt es sich aber um ein dreischichtiges Material, wobei die Innenschicht wie Löschpapier Feuchtigkeit aufsaugt und verteilt sowie weitergibt an die ganz fein perforierte Mittlschicht, die Feuchtigkeit und Dampf durchlässt, aber nicht direktes Wasser und sodann an die Oberschicht, die nach außen hin wasserabweisend ist. Das ist das eine wesentliche Element dieser „wohnfreundlichen“ Eindeckung. Das zweite sind steppdeckenartig aussehende Säcke, deren Oberseite aber ein Netz ist, das Gräser und Kräuter durchwachsen lässt. Diese Säcke – oder besser gesagt – Wülste, die vom Lichtring bis zum gewachsenen Boden reichen, sind mit besonderer LEICHT-Erde gefüllt. Für die nötige Erdfeuchte sorgt ein einfaches Bewässerungssystem, und dann können die mit eingefüllten Samen sprießen und einen dichten grünen Pelz hervorbringen. Wobei eine solche Gründeckung nicht nur wunderschön aussieht und nicht als „Gebäude“ erscheint, sondern nur wie ein weiterer Hügel in der Naturlandschaft. Und ds Ganze kühlt auch noch im Sommer, während es im Winter wärmt!

12) Lebende Jurte: Wohn-Pflanzung“ als natur-gerechte WIEDERVERLEBENDIGUNG des Seins 

Das ist kein Witz, sondern eine sehr zutreffende Bezeichnung. Allerdings wartet diese Idee noch auf ihre materielle Durchführung. Nun, wie kann sie aussehen?:
Die erste Hürde besteht darin, dass sich das lasttragende Gerüst nicht aus verrottbarem Tot-Holz machen lässt, und als erstes könnte man da an Stahlrohre oder Betonsäulen denken. Puh! Glücklicherweise gibt es etwas viel besseres, nämlich lebende (Obst-)Bäume! Diese können außerdem im Laufe der Jahre zu Spalier herangezogen werden. D.h., es entsteht so mit der Zeit ein Früchte tragendes Ast-Gitter rund um den ganzen Raum. Bis aber die Stämme stark genug sind, um die Erdsäcke zu tragen, braucht es eine Stützung, sozusagen ein „Baugerüst“ – aber in dem Fall innenseitig! Es braucht voraussichtlich etwa 5-6 Jahre, bis es bis die Bäume rundum die Erdlast alleine tragen können, vorausgesetzt wir verwenden die schon oben angedeutete LEICHT-Erde.

Bau-rechtlich gesehen entsteht diese Wand weder durch Aufschüttung noch durch anderweitige bauliche Maßnahmen, sondern durch Aufhängung von Erdsubstrat nach Steppdecken-Art an den dom-artig gebogenen und um den Lichtring miteinander verwachsenen Bäumen, wodurch es sich nicht mehr um eine BAU-Weise, sondern um eine Baum-und Zaun-PFLANZUNG handelt…

So entsteht ein mit Pflanzsubstrat verbundenes lebendiges Flechtwerk und dieses Pflanzsubstrat ist seinerseits Träger weiterer Bepflanzung.
Diese Lebens-Raumentstehung ist also im Wesentlichen angewandte Biologie und unterscheidet sich damit fundamental von allem, was bisher gebaut wird – frei nach dem Motto: „Baue nicht deinen Lebensraum, sondern lass ihn WACHSEN!“ Entgegen der modern(d)en „Verobjektung/Vermarktung allen Seins“ („Mach alles Lebende zum toten Ding und alles Ding zu Geld!“). Demonstriert diese „Wohn-Pflanzung“ unser „neues“ Streben zur WIEDER-VERLEBENDIGUNG DES SEINS!

Nach einer Ära der Schuld-, Blut- und Kriegs-Geld schaffenden Verinstrumentallisierung unser selbst und der Natur, die den gesamten Planeten in wenigen Jahrzehnten an den Abgrund der Zerstörung gebracht hat, ist dies ein demonstrativer Schritt in Richtung des Miteinanders von Mensch und primärer Schöpfung! Der Mensch zeigt sich wieder in seiner verlorenen Einheit (Ich bin selbst Natur!) und vergessenen Verantwortung als MIT-Schöpfer und DIENER der Natur, nicht mehr als ihr faustisch-prometheischer, trotzig-hochmütiger Herrscher…

Und die Natur schenkt ihm in Fülle zurück: Dieses „Wohn-Gewächs“ übt einen enormen Wohlfühleffekt auf die Bewohner und Besucher aus, weil man sich darin völlig eingebettet in die Natur fühlt. Zugleich entsteht mit jeder derartigen Pflanzung ein bedeutender Grünland-Zuwachs. Und er ist nicht nur wert-voll in Bezug auf Schönheit und Naturvermehrung, sondern bei Bedarf auch noch ertragsgärtnerisch nutzbar.

Hier setzen wir „neue“, besser gesagt UR-sprüngliche Win-Win-Maßstäbe von „Hand-in-Hand-von-Mensch-und-Natur“ – und auf diese Art als Welt-Premiere zum ersten Mal öffentlich. (Technisch sehe ich darin kein Problem, nachdem ich ja selbst „in der Baumschule zur Schule gegangen bin“…) 🙂
Jurtengröße, Zubauten
Alle Bauvarianten lassen sich leicht und jederzeit durch Zubauten erweitern, am besten ringförmig um den bestehenden Jurten-Kern und natürlich auch zusammengliedern zu Jurten-Verbänden. Durch einen einfachen Trick der richtigen Anordnung (doppelstöckiger Kern) ist darüber hinaus eine Größe bis 300 qm mit den entsprechenden erstaunlich geringen Finanzmitteln realisierbar.