Forschungs- und Baubericht 2008
Zusammengefasste Erfahrung: Die Vorteile der Strohballenjurte – ein echter Quantensprung!
Bislang kann ich bei der Strohballen-Jurte samt und sonders nur Vorteile gegenüber den Vorgängern sehen:
a) weitere Verbesserung der Baustatik;
b) deutliche Steigerung des Wärme-Dämm-Wertes (Niedrigenergie-Standard wird spielend erreicht!)
c) sehr gute Schalldämmung! (was vorher kaum der Fall war)
Damit nicht genug:
d) Kaum zu übertreffende Primär-Ressourcen-Nähe: Das Wand- und Dachgerüst der Jurte wird am besten aus Rundholzstangen direkt aus dem Wald gebaut (die allerdings gerade sein müssen – z.B. Fichte). Der Boden kann ebenfalls in Rundholz-Pflaster-Bauweise (ca. 10 cm hohe Baumscheiben mit Stampflehmfüllung zwischen den Fugen) hergestellt werden. Und dann noch die Stroballen-Dämmung – ressourcen-näher ist wohl kaum eine so schöne und wohltuende Bauweise möglich!!! An Industriestoffen brauchen wir nur noch die Außen- und (m.E.) Innenverkleidung sowie etwas Kleinteile. Das bedeutet:
e) Der ökologische Fußabdruck reduziert sich damit auf einen Wert, der mit gewaltigem Abstand von gängigen Bauweisen der geringste sein dürfte, der überhaupt mit biologischem Material erreichbar ist (damit kann nur noch die anorganische Sandsack-Bauweise („the Superadobe building technologies„) mithalten, die sich – anders als unsere – insbesondere für heiß-trockene Klimagebiete eignet). Leider liegt zum Öko-Fußabdruck noch kein genaues Zahlenmaterial vor (welche Uni oder TU will sich damit beschäftigen?)
f) Aussehen: Den Jurten ist am Ende nicht anzusehen, wie sie gebaut wurden! Nach Endfertigung schauen alle Jurten im Groben gleichartig aus, d.h. man erkennt von außen wie von innen kaum, ob es sich um eine Jurte mit (Bio-)Baumarkt-Dämmstoff handelt (Dämmdicke i.d.R. 10cm, s.vorherige Bildserie) oder um eine Niedrigenergie-Strohballen-Jurte. Alle sehen so schmuck aus wie diese hier (a08, a09, a10, a11)!
g) Nochmals eine gewaltige Kostensenkung: Für die Strohballenjurte mussten wir uns zwar viele neue Wege einfallen lassen, aber es hat sich hundertfach gelohnt: Die Gesamt-Materialkosten fallen damit weiter: auf rund 80 Euro/qm.
h) Ende der tödlichen Kapitalismus-Spirale: Konsequent setzen wir durch das Beispiel dieser Bauweise den Weg fort, uns entschieden von allen Regeln des (noch) herrschenden welt-kapitalistischen Systems abzusetzen und endlich beispielgebend ein primäres Existenzbedürfnis auf einfachste, unmittelbarste Weise zu lösen…
Mich begeistert das ungemein! Und zwar so sehr, dass ich darin einen ganz entscheidenden Quantensprung der Jurtenbauweise sehe, ja regelrecht einen epochalen Durchbruch. Damit öffnen sich Wege für eine Rund-Bauweise, die den Komforteigenschaften des Einfamilienhaus-Standards in nichts mehr nachstehen muß (bei ringförmiger Umbauung der Jurte mit Einzelräumen wird der mittlere Jurtenfußboden höher und schafft so zusätzlich Platz für darunter liegende Räume). Und die übrigen Eigenschaften sind um so viel besser, dass die Jurtenbauweise zu einem Favorit werden könnte, was die Single- bzw. Einfamilienbauweise besonders in den kommenden Notzeiten betrifft!
In anderen Worten: Tore auf für eine ordentliche „Raus-aus-der-Stadt-Bewegung“!!!
Siehe dazu aber auch noch die mit der „Gründach-Jurte“ verbundenen Bestrebungen, grünes Licht für eine Grünland-Bebauung zu erreichen, weil es damit kein Argument mehr gibt, das eine solche rechtlich verbieten könnte!!!
———————————————-
(Regieanweisung: Alle Bildnummern können von diesem Text aus direkt geöffnet werden. Aber: Um neben der Lektüre die angegebenen Bilder komfortabler zu betrachten, drucke am besten diesen Text aus und öffne beim Durchlesen die Gallery 2008 )
A) winterfeste Jurte mit Zement-Lichtring
Das Jahr 2008 begann mit einer wie bisher bio-gedämmten, voll-isolierten Jurte, wie wir sie auch schon 2007 bauten, jedoch mit einem bedeutenden Unterschied: Der Lichtring wurde in diesem einen Fall völlig anders gebaut als bisher und auch anders als bei den nachfolgenden Jurten dieses Jahres (a04, a05): Die Dachsparren wurden zunächst an einem Eisenring festgemacht. (Er ist seinerseits umringt von einem Hartfaserring, der etwas höher ist als die ankommenden Dachsparren, sodass der Kuppelring wie der Deckel auf einen Topf draufpasst.) Der Lichtring ist damit aber noch nicht genügend stabil. Wir füllten daher die Lamellen in Ringbreite von 20 cm auf mit zement-gebundenem Blähton (a05). Zusätzlich bekommen dadurch die Dachsparren eine feste Führung, die unbedingt notwendig ist, denn ansonsten kann der schlimmste Fall im Jurtenbau eintreten: dass sich der Lichtring langsam (u.U. im Laufe von Monaten) durch den Schub der Dachsparren immer mehr in eine Richtung dreht und irgendwann würde dann das ganze Dach einstürzen. Dieser Zementring-Ansatz ist nach wie vor interessant, aber die Zementfüllung erwies sich als nicht fest genug für eine zerlegbare, andernorts wieder aufbaubare Jurte. Vielleicht verwendeten wir nur den falschen, nämlich den nächstbesten Baumarkt-Zement. Wir verfolgten jedenfalls diese Lichtring-Bauweise vorerst nicht weiter und reservieren sie für weitere Forschungen…
Die Bilder a01, a02, a03 dieser Jurte zeigen auch einen anderen Fußboden-Aufbau als die nachfolgenden: einen vollflächig auf Rollschotter und Blähton aufliegenden Staffelholz-Boden. In den meisten Fällen bauen wir hingegen Pfahlbau-Fußböden.
Wann nun ist ersteres, wann letzteres angesagt? Die Frage muss lauten: Lässt sich der Boden leicht planieren und lässt sich das Regenwasser über eine Drainage rund um die Jurte (02) leicht ableiten, sodass sicher keine Feuchtigkeit von unten ans Staffelholz rankommt? Ist außerdem zu erwarten, dass für die Jurte ohnehin kein Platzwechsel vorgesehen ist? – Dann ist die Variante A (a01, a02, a03) die bessere.
Wenn ein Planiergerät schwer verfügbar ist, man den Boden nicht zuschottern und sich überhaupt diese ganze Bodenpräparation ersparen möchte und lieber die Zeit in die Herstellung von Boden-Elementen steckt, wenn man außerdem einen STAURAUM unter der Jurte haben möchte… – dann ist Variante B die bessere ( 05, 06, 07, 08, 09).
B) Durchbruch 2008:
Von der Scherengitter- zur Strohballen-Jurte
In diesem Jahr hatte ich die faszinierende Gelegenheit, die Strohballen-Bauweise für den Jurtenbau zu entwickeln. Ich kenne dazu weltweit kein Vorbild, von dem ich was „abkupfern“ konnte, so musste ich wieder im „trial/error-Verfahren“ alles selbst entwickeln. Wie es meist zu gehen pflegt, waren keineswegs die optimalen Lösungen auf Anhieb da, sondern sie kamen erst nach und nach durch zunehmende Erfahrung.
Insgesamt bauten wir 2008 im Rahmen unserer Forschungsgemeinschaft und Seminare vier Strohballen-Jurten. Dabei wurde auch das Projekt „Paradies-Jurte“ mitverfolgt (was dazu veröffentlicht wird, steht im Inhaltsverzeichnis unter „News – Paradiesjurte“).
Was die Abfolge der nachfolgenden Bilder betrifft, geht es hier primär nicht um eine Dokumentation einzelner Jurten, sondern um die Beleuchtung der Bauschritte. Daher zeigen die Bilder verschiedene Jurten durcheinandergemixt.
Für die ganze Ausführung gilt zudem, dass ich hier nicht ins Detail gehe. Dies ist Sache der Workshops…
OPENIG-CEREMONY VOR BAUBEGINN
Bild 01 deutet hier nur an, dass ich sehr großen Wert lege auf eine „Platzweihe“ vor Baubeginn – ein Ritual nach archetypischem Muster…
FUSSBODEN
Bild 0304, 05, 06, 07, 08, 09 betreffen den Aufbau eines Fußbodens aus Trapez-Elementen. Auf diesen Bildern handelt es sich um den Boden der ersten „Paradies-Jurte“, deshalb das große Loch in der Mitte (07, 08, 26). (Wichtige Details der Fußbodenkonstruktion werden – wie auch betreffend alle andern Jurtenbau-Teile – in den Workshops vermittelt…)
SCHERENGITTER
Bild 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 29, 30, v.a. 45, 46, 47, 58, 63, 64 zeigen Scherengitter-(NICHT-Strohballen-)Jurten. Anhand der Bilder 12, 13, 14, wird die neue Scherengitter-Knüpfmethode demonstriert, die sich eindeutig von der traditionellen ableitet (10, 11). Sie bewährt sich nicht nur für leichte Bambus-Reisejurten (15), sondern auch für Hartholz-Scherengitter (a11, a12) bei Jurten mit käuflicher Dämmung oder einer solchen aus losen Schilf- bzw. Maisstroh(etc.)-Halmen.
STROHBALLEN
Der entscheidende Durchbruch im Jahr 2008 ist die Verwendung von Strohballen für die Dämmung. Die Bilanz dessen sieht in jeder Hinsicht total erfreulich aus (siehe Kapitel „Die Vorteile der Strohballenjurte…“ Wir verwendeten von vornherein halbierte Strohballen. Gründe: Platzgewinn des Innenraumes im Verhältnis zum Gesamtvolumen. Durch die besondere Konstruktion leidet darunter die Statik im Wandbereich nicht, während sich die Last im Dachbereich um die Hälfte vermindert. Die Wärme- und Schalldämmung ist auch mit halbierten Strohballen schon völlig ausreichend. Halbierte Strohballen erleichtern die Bauarbeit deutlich, die einzige kleine Hürde ist das Trennen der Teile. Dazu haben wir schon heuer fast alle Methoden ausprobieren können (66, 67, 68, 69). Der Doppelblatt-Elektro-Fuchsschanz (69) („Alligatorsäge“, „Tandem-Fuchsschwanz“…) dürfte hierfür das geeignetste Werkzeug sein, das auch für andere (Holz-)Arbeiten gute Dienste leistet. Erstaunlich gut geht es auch mit der Hand-Zugsäge (67), mit der man vor dem Siegeszug der Kettensäge Bäume gefällt hat. Sie muss aber feinzahnig und sehr scharf sein. Der Silageschneider (68) ist gut für mittiges Trennen, aber ungeeignet für das Beschneiden überflüssiger Halme an den Außenseiten der Strohballen.
Künftig werden wir uns vermutlich die textile Innenverkleidung völlig ersparen können, wenn die halbierten Strohballen schön getrennt werden. Dazu ist aber noch einige Forschungsarbeit zu leisten…
WANDAUFBAU
Daran hat sich seit dem ersten Mal nicht viel verändert, außer dass beim ersten Mal die Innensteher zu dünn waren (83) und inzwischen durch solche ergänzt wurden, die allein schon das ganze Dach stützen können (zu jedem Dachsparren gehört ein Wandsteher). Die Wand besteht also aus Außen- sowie Innenstehern und den dazwischen fest eingeklemmten Strohballen (72, 73, 81, 82, 83, 90). Letztere sind an sich schon dicht genug, um ein Verdrehen der ganzen Jurte zu verhindern, aber dies wird zusätzlich durch eine Kreuz-Verspannung rund um die Jurte gesichert (63). (Dazu fand sich mittlerweile ein kostengünstiges, hoch-reißfestes und UV-stabilisiertes Seil aus dem Marktangebot für Obstbauern (a08, a09, a10). Auch hier wieder ein entscheidender Durchbruch im Jurtenbau: Das Zusammenwirken von Stehern, Strohballen und Spannseil ganz außen bewirkt, dass wir für Strohballenjurten kein Scherengitter mehr brauchen, wodurch wir uns mindestens eine Woche Arbeit ersparen sowie die (Hartholz-)Kosten des Scherengitters. Mithilfe desselben Seiles wird zudem die Dachhaut stramm nach unten gezogen, sodass sie kein Sturm losreißen kann.
Das beste Material für die Steher ist zumindest außen Fichtenholzrundlinge (89, 90), innen kann es auch Sägeholz sein (83). Laubholz mag härter sein, weist aber oft Krümmungen auf, was dann gar nicht zu brauchen oder schwerer zu verarbeiten ist (z.B. 73).
Steher und Strohballen müssen radial ausreichend oft miteinander verbunden/verknüpft sein, damit die Wand eine Einheit bildet (72, 90). Die ist auch dann stabil genug, wenn nur halbierte Strohballen verwendet werden, was für eine Dämmung nach Niedrigenergienorm völlig ausreicht.
Die Bilder 74, 75, 76, 77, 78, 79 zeigen den lustigsten Teil der Workshops, nämlich das „Schlämmen“ der Wand (im Dachbereich genauso nötig), d.h. es wird mit einem Bau-Quirl eine Lehmschlämme erzeugt (74), die dann dünn innen und außen auf die Stroh-Oberfläche aufgetragen wird (76, 77, 78). Das geht ziemlich schnell (2 Personen ca. eineinhalb Tage) und dient dem wichtigen Zweck des Feuerschutzes.
DACHAUFBAU
Hier schlug ich anfangs noch keinen optimalen Weg ein: Ich nahm Bretter, die wir so weit verbreiterten, dass diese Breite der Dicke der (halbierten) Strohballen entspricht (81, 82, 83). Das bedeutet, dass jeder Strohballen mühevoll in die Lamellen zwischen den Dachsparren eingepasst werden muss – wie bei der käuflichen Dämmung (z.B. Schafwolle), wo sich dies bewährt hat.
Erst die dritte Jurte in Tirol brachte die bislang optimale Lösung, die praktisch gleich ist wie an der Wand, nämlich Innen- und Außensparren aus Fichtenrundlingen (außen können es bei Jurten bis zu 6.5m auch gesägte Sparren sein). Das Ganze läuft also darauf hinaus, dass wir praktisch zwei Jurtenskelette ineinander bauen müssen (91, 92, 93, 94, 95, 96, 97).
Das Doppelskelett hat aber auch große statische Vorteile – insbesondere bei großen Jurten ( bislang ist meine Obergrenze ein Gesamt-Durchmesser von 8.5m. Das hindert aber nicht daran, außen einen beliebigen Ring von Nebenräumen anzubauen und somit eine vielräumige, komfortable Familienjurte zu bauen!)
Die Doppel-Skelett-Bauweise hat neben der verbesserten Statik (bei geringerem Materialeinsatz!) noch zwei weitere entscheidende Vorteile: Die Bauzeit für das Einbringen der Dämmung dauert maximal einem Tag gegenüber gut 14 Tagen bei der anfänglichen Methode. Und die Kosten für Rundholz gegenüber Brettern (insbes. ungeschält) reduzieren sich auf bis zu 10% (wenn überhaupt welche anfallen, denn ernten kann man auch selber, wenn es erlaubt ist). Es ist genau das, was sowieso aus Jungwäldern entfernt werden muss (87, 88, 89).
LICHTRING-AUFHÄNGUNG
Bild 45-46 zeigen eine der beiden Arten, wie der Lichtring aufgehängt werden kann, um die Dachsparren darin einzusetzen und außen mit den Wandelementen zu verbinden. Gemeint ist die Hilfskonstruktion. Dazu haben sich zwei Arten gut bewährt:
a) eine lange Stehleiter – sofern vorhanden (45, 46); und erst dann, wenn es diese nicht gibt,
b) die Beschaffung dreier langer Stangen, die zu einem Dreibein zusammengebunden werden (50, 80, 84, 85, 86).
Der aufgehängte Lichtring sollte genau die berechnete Höhe haben und nach Prüfung mit der Wasserwaage so fixiert sein, dass er nicht mehr herumschwanken kann (86). Werden Dachsparren bei Schieflage und/oder nicht mittigem Lichtring montiert, kann es sein, dass eine nachträgliche Korrektur kaum noch möglich ist.
Die größte Gefahr besteht darin, dass der Lichtring bei eingesetzten Sparren sich drehen kann. U.U. sogar heimtückisch binnen Monaten oder Jahren! Sodass die Veränderung unbemerkt bleibt. Plötzlich kann aber die Drehung den Punkt erreicht haben, wo das ganze Dachgerüst in sich zusammenstürzt – und im schlimmsten Fall den Einwohner unter sich begrabt! (Unsere Konstruktion ist allerdings inzwischen so weit, dass dies von vornherein und auch in Folge nicht mehr passieren kann.)
LICHTRING
Die Konstruktion eines einfachen geschlossenen Lichtringes scheint inzwischen die Ebene eines Standards erreicht zu haben (19–30, 84, 85, 86, 93, 94, 95). Der Lichtring für die 6m-Jurte in Tirol (23, 25, 27, 84 etc.) war für diese Größe noch akzeptabel, für größere Jurten sehe ich da aber eine Bruchgefahr im unteren Teil, welcher die unteren Dachsparren aufnehmen soll. Wir haben diese Bauweise für eine weitere 8m-Strohballenjurte versucht und sind am dazu nötigen Schwierigkeitsgrad definitiv gescheitert! Die Konsequenz daraus: jedem Dachsparren-Kranz sein eigener (einfacher) Lichtring (19–22), anstatt zu versuchen, einen Lichtring so hoch zu bauen, dass er die Höhe zwischen äußerer Dachsparren-Oberkante und innerer -Unterkante überspannt – noch dazu horizontal im Winkel zur Dachneigung und innen kegelförmig, damit vom oben kommenden Licht möglichst nichts eingebüßt wird. Diesbezüglich forschen wir aber weiter: In meinem Kopf gibt es schon eine v.a. für Laien einfachere Lichring-Bauweise, die sich noch dazu an die Jurtenform insgesamt besser anpasst…
DACHHAUT
Auch hier gab es einen einfachen aber entscheidenden Fortschritt: Bisher haben wir immer das Dach direkt und ohne Berechnung mit der Dachhaut eingekleidet (58). Das erfordert die Arbeit im Freien am schon aufgebauten Dach. Entweder war dieses schon fertig auf der Wand, dann mussten wir sehr umständlich und nicht ungefährlich auf Leitern arbeiten. Oder wir bauten den Dachkegel direkt am Fußboden auf, was einen nochmaligen Ab- und Aufbau bedingte. Leider fogten wir damit relativ „unintelligent“ der traditionellen Jurtenbauweise, und das hat sich um einmal mehr als unsinnig herausgestellt.
Die einfache Lösung ist demgegenüber die, das Schnittmuster für den Kegelmantel zu berechnen, dieses Schnittmuster auf einem möglichst ebenen Boden aufzuzeichnen und danach die Polyplan-Bahnen auszuschneiden (53, 54, 55, 56, 57). Wenn das getan ist, dann lässt sich die Dachhaut an Ort und Stelle oder bei Regen in einen gut gelüfteten Raum bzw. unter einem Flugdach heißluftverschweissen (55) (Vorsicht: giftige Dämpfe!). Prinzip: Alles, was nicht direkt mit dem Jurtenaufbau am Bestimmungsort getan werden muss, macht wetterunabhängig und vereinfacht den Bau!
KUPPEL
Bild 31–44. Auch hier gab es einen sehr befriedigenden Konstruktions-Durchbruch! Bisher wurden zwei hochtransparente Spezialfolien am Kuppelrahmen aufgezogen und um den Mittelpunkt mit einem Plexiglas-Zylinder auseinander gespreizt, um eine ausreichende Wölbung nach oben zu gewährleisten. Das ist eine brauchbare, aber wenig elegante Methode. So begann ich bereits im Vorjahr mit Experimenten, wie man den Zwischenraum zwischen den Kuppelfolien einfach aufblasen könnte, sodass der Luftdruck die Wölbung verursacht. Das gelang nicht auf Anhieb optimal: Es brauchte drei Anläufe für eine gelungene Umkonstruktion des Kuppelringes und dann geschah es auch noch, dass die Kuppel Luft verlor, also undichte Stellen aufwies. Mittlerweile konnte diese Hürde genommen werden. Zudem sieht die Kuppel nun wie ein schönes Mini-UFO aus, ist ebenso sehr ästhetisch wie funktional, handlich und leicht! Dafür hat es von Kursteilnehmern entsprechend auch das meiste Lob gegeben („einfach genial“). Es ist aber auch hier noch etwas Verbesserungspotenzial drin. Handwerklich ist die Kuppel der heikelste, schwierigste Teil, und wir werden ihn deshalb wohl als erstes in Serie vorfertigen…